10. März 2014

Angler brauchen viel Geduld!

Hooray! 

Ich angele wieder und zwar nach über 20 Jahre Pause. Aber mensch, war das vielleicht ein schweres Geburt?! Das lustige ist, ich hatte über mehren Jahren mit der Idee gespielt, wieder angeln zu gehen. War aber jedes Mal davon abgebracht, durch den Eindruck die ganze Prüfung-Sache sei zu umständlich.

Nun, häufig wenn man sich etwas auf die lange Bank schiebt, erfährt man hinterher, dass es doch nicht so schlimm war und man ärgert sich, die Sache nicht früher gemacht zu haben. Ich mich jedenfalls. Aber in diesem Fall hat sich meine Abneigung als absolut gerechtfertigt erwiesen. Hier ist der Weg der ich nun hinter mir habe.

Ende Juli 2013 ist die Entscheidung gefallen "Ich werde wieder angeln gehen!" Ich erkundige im Angelladen wie die Aussichten hier in der Gegend sind und was ich vorher alles machen muss um überhaupt wieder angeln zu dürfen. 

Erste Enttäuschung

Es stellt sich heraus dass man in Berlin besonders schlechte Karten hat, denn für die Prüfung hier muss man vorher eine 20 oder 30 (?) Stunden Lehrgang machen. Nicht nur aus Prinzip sondern auch aus ganz praktischen Gründen war der Lehrgang nichts für mich. Das Ding lief auf zwei aufeinander folgenden Wochenenden was sich schlecht mit Familienverantwortungen vereint hätte. Oktober oder November wäre meine erste Möglichkeit gewesen, aber ich wollte doch sofort loslegen. Also hieße es wohl ab nach Brandenburg um die Prüfung zu machen. Potsdam biete es sich natürlich an. Gegoogelt und finde heraus der nächste Termin ist... in 4 Tagen! 

Nun, auch wenn ich eine Lehrgang für unnötig hielte, war ich jedoch nicht so hochmütig die Prüfung ohne gute Vorbereitung zu machen und 4 Tage war zu knapp. Schließlich musste ich nicht nur mein 22 Jahr altes wissen auffrischen, sondern auch einen Haufen neue deutsche Wörter lernen: was möge nun Bream auf deutsch heißen? Und disgorger? Und bloodworm und reeds und silt und spawning und und und? Und dann auch noch das rechtliche erlernen? Nein. Also, Termin für die nächste Angelprüfung; Anfang September. 

Große Enttäuschung weil ich nicht anfangen wollte, Angelzeug anzuschaffen, bis ich die Prüfung im Sack und Tüte hatte. Ich war inzwischen so heiß auf die Idee, müsste aber jetzt erst einmal ein ganzes Monat auf die Prüfung warten. Im Nachhinein etwas übervorsichtig, noch nicht anzufangen Angelsachen zu kaufen, anderseits war ich sowieso zum Zeitpunkt Arbeitslos, also gab es eh schon andere Prioritäten.

Zweite Enttäuschung

Ein Jobangebot! Ja, gut, natürlich war das eigentlich tolle Neuigkeiten. Bloß… ich sollte anfangen… am gleichen Tag wie der Angelprüfung in Potsdam. Arghhh!!! Habe mich also abgemeldet. Von der Prüfung, nicht dem Job ;)

Ende August: Nach einige Tage gemischten Gefühle (müsste ich denn wirklich jetzt noch bis Oktober warten, und doch den blöden Lehrgang in Berlin machen?!?) habe ich weiter gegoogelt, und finde heraus dass es eine Prüfstelle in Brandenburg gibt, die nicht nur wöchentliche Termine anbietet, sondern auch am Wochenende. Meine Rettung. Neuer Termin; Mitte September.

Mitte September: Tag der Prüfung

Zwei Stunden mit dem Zug zur Prüfungsort Kyritz. Gut zwei Monate her ist die Entscheidung gefallen wieder angeln zu gehen, aber endlich ist es fast soweit. Habe fleißig gelernt und am Nachmittag könnte ich als zertifizierte Angler zurück nach hause kehren. Die Spannung war hoch. Hoffentlich klappt es mit dem Zug, keine verspätete Anschlüsse oder so. Und dann passierte es. Katastrophe...

Ende der S-Bahn und ich habe jetzt ca. 6 Minuten Zeit um in die RB umzusteigen. Aber wo?! Scheiße, welche Bahnsteig?!? Guck mal, da drüben ist ein Zug, der wird's wohl sein, denke ich mir. Schnell die Treppen runter. Schnell die Treppen zum anderen Bahnsteig wieder hoch. Schnell, schnell, schnell zum Zug… Aber warte Mal. Was iss'n das für einen Zielort? Nicht meinen Zug! Und in dem Moment sehe ich so ein großes rotes Zugding da auf der anderem Bahnsteig und ich wusste sofort was kommt. Ihr könnt es vielleicht auch ahnen... Ich schaffe es zurück zum ersten Bahnsteig (da wo ich mit der S-Bahn angekommen bin), gerade mal rechtzeitig um den Zug "Auf Wiedersehen!" zu zuwinken. Der nächste Zug fährt in 3 Stunden. 

Ich war niedergeschmettert. Es war als hätte ich ein Fisch des Lebens am Kescher verloren. Sechs verdammte Wochen hatte ich auf diesem Tag gewartet und nun soll ich doch noch zwei Wochen warten?! Ich habe schon fast heulen können. Habe ich mich aber gefangen, zur tollen VBB-App gegriffen und einen alternativen Weg gefunden (zurück und über Berlin), womit ich zwar eine Stünde spät ankomme aber immer noch eine Stunde Zeit für die Prüfung hätte. 

Der Brandenburg-Ausweis 

Der Prüfer, Herr Samson, war klasse. Die Verspätung war überhaupt kein Problem, er hätte mir sogar die verlorene Zeit noch gegeben, war dann aber doch nicht nötig. Prüfung bestanden mit nur eine falsche Antwort und ich war oberglücklich. Das tolle war auch, dass ich gegen einem bescheidenen Zusatzgebühr gleich den Brandenburger Angelausweis beantragen könnte. Es wurde mir mehrmals versichert, Brandenburger Ausweis in Berlin – kein Problem. Ende September ist der Ausweis angekommen und ich habe endlich angefangen meine Zeug zu kaufen. 

Hatte im Sommer eine dicke Rückzahlung vom Finanzamt bekommen, und so mit neuem Job nun auch gesichert hat das Shopping wirklich spaß gemacht. Aber auch das hat natürlich Zeit gekostet und bald war es schon November. Im Nachhinein, da hätte ich eine Tageskarte nehmen können aber überfordert wie immer mit Weihnachten, gleichzeitig auch bemüht auf die Arbeit Fokussiert zu bleiben, habe ich mich entschlossen bis Januar auf den großen Angel-Einstieg zu warten. Sowieso schon 4 Monate gewartet, was werden dann 6 weitere Wochen.

Es war einmal ein Flughafen in Berlin...

In 6 Wochen? Erstens hatte ich vergessen dass es ab 1. Januar in Berlin einen Raubfischköderverbot bis Ende April gibt. Dann müsste ich plötzlich und unerwartet nach England für eine kurze Zeit reisen, dann müsste ich auf die Arbeit 200% geben, um die Probezeit über die Bühne zu bringen (geschafft immerhin) und dann war es schon Ende Februar. 

Dann will mir endlich eine Karte vom Angelladen kaufen und es geht nicht. Wegen Brandenburger Ausweis!!! Mann!!! Ich hätte ausrasten können. Erstens wurde mir versprochen, dass das geht. Zweitens erschließte mich sowieso nicht der Sinn dieser ganze Ausweisbürokratie. In England zahlt man eine Lizenzabgabe an das Wasseramt, kauft sich eine Angelkarte, und ab geht's. Aber jetzt dürfte ich noch einmal siebzig oder so Mäuse für die Berliner Ausweis ausgeben. Und der müsste ich mir natürlich vom Fischereiamt besorgen, das nur einmal in der Woche länger offen hat, und von meinem Arbeit aus quer über die Stadt liegt. 

Und auch der Ausflug hat für helle Aufregung gesorgt, als ich zu Hause gemerkt habe, dass sie dort vergessen hatten, mir meinen Reisepass zurückzugeben. Und ausgerechnet am nächsten morgen sollte ich nach England fliegen!!! 

Ende gut, alles gut 

Was aber lange Währt wird gut. Soviel Pech gehabt und dennoch scheint mir einen Schutzengel begleitet zu haben. Denn wie der verpasste Zug am Tag der Prüfung, ist auch die Reisepass-Geschichte unglaublicherweise gut ausgegangen. Die Angelkarte konnte ich mir endlich besorgen und am 23. März 2014, nach etwa 8 Monate Wartezeit werde ich meinen Wiedereinstieg in die Welt des Angelns feiern können. 

Tight lines!

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